Sonntag
Meditatives Laufen am Morgen. Es ist 7 Uhr , draußen sieht es heute echt nicht nach Sonne aus. Normalerweise schwinge ich mich Sonntags in meine Laufsachen und jogge. Heute fühle ich einfach den Drang zu laufen… eine richtig große Runde. Das erste Problem ist : welche Jacke. Zur Hose passt die Lieblingsjacke aus dem Second Hand nicht wirklich, in der schwarzen sehe ich aus, als ob ich zur Morgenpredig muss, die rote- nein da leuchte ich zu sehr. Also doch die Lieblingsjacke.
Mein Joggingweg erkennt mein Körper, er will rennen. Etwas schwierig aber ich kann meinen Füßen mitteilen, mit der Energie zu haushalten, da liegt noch was vor uns. Begeistert nehme ich um diese Zeit am Sonntag die Stille war, bekleidet von zarten Vogelstimmen. Ich laufe zum Nachbarort, 3 km am Feld entlang und bin überrascht was so alles im Graben liegt. Hauptsächlich leere Flaschen von alkoholischen Getränken. Wie geht das? Beim Autofahren? An einen Baum hängt ein BH…! Von wem der wohl mal getragen wurde?
Im Ort angekommen, das erste Guten Morgen von einer jungen Familie, die mit dem Auto wegfährt. Stille und Vögel. Wenig später Babygeschrei. Ob die Eltern lieber Sonntag hätten, so mit lange ausschlafen und nichts machen? Vielleicht hat es aber gerade erst angefangen zu weinen und gleich kommt jemand. Ich erfahre es nicht.
Einige Katzen sind unterwegs, sitzen auf der Straße. Ich komme an duftenden Sträuchern vorbei, die Bienen und Hummeln surren auch so früh schon fleißig um die Blüten. Ich komme mir mittlerweile wie auf den Jakobsweg vor. Könnte ich mir echt vorstellen, jetzt in dem Moment. Das Thema kommt mir an diesen Morgen noch oft. Ein Auto, mit lauter Bruce Springsteen Musik fährt vorbei, ein älterer Herr arbeitet im Garten, ich grüße. Eine ältere Frau redet auf ihren Hund ein, er soll sicher nicht bellen und zu mir an den Zaun rennen, es klappt! Ich verlasse den Ort und laufe jetzt westlich. Ein Wind kündigt mir den Richtungswechsel an. Bisher bin ich bei 9 Grad und Windstille gelaufen. Ich merke, dass ich erst vor 2 Tagen beim Friseur war, etwas frisch, die kurz rasierten Haare werden etwas frei gelegt. Eine Frau bleibt an der Wohnungstür stehen… was mag sie jetzt wohl denken. Ich komme an einen Gewerbegebiet entlang, die Druckfirma arbeitet… Schichtdienst am Sonntag.
Mir fällt auf,dass ich beim Laufen nur von positiven Gedanken umgeben bin. Ich laufe im hier und jetzt. Meine Gedanken befassen sich nicht mit Sachen aus der Vergangenheit und Zukunkt und nichts negatives kommt vor.
Ich beobachte das wunderbare Wildgrün am Straßenrand.
Im 2. Ort angekommen, gibt es für mich nur ein Thema… ich muss mal. Das große Glas Wasser von zu Hause meldet sich. Wohin?? Ich komme an einer Berufsschule vorbei. Was steht da auf dem Hof?
Eine Ente! Kein Teich oder Gewässer weit und breit. Außerdem finde ich eine Brief von einer Anwaltskanzlei…wer wohl so etwas verliert? Er ist nass, ich hebe ihn auf. Ist eine Frau aus meinem Wohnort, vielleicht stecke ich ihn ihr in den Briefkasten.
Ich verlasse langsam wieder den Ort, vorbei noch an der Asylanten- Containerunterkunft. Kurz kommt mir in den Sinn, zu fragen, wegen Toilette… ein Graben mit Wasser, streicht das Vorhaben. Ich suche weiter. Am Ortsausgang wieder Wind, Windrichtungswechsel, nun nach Süden. Entlang an der Bahnstrecke und Feld. Ich find endlich eine Stelle… oh man geht es mir danach gut. Es läuft sich viel leichter.
Im dritten Ort angekommen, wird es langsam etwas belebter. Ich bin über eine Stunde unterwegs.
Was macht eine Nudel auf dem Gehweg???
Im Graben immer wieder Weinflaschen, Sekt und Schnapsflaschen in allen Größen. Es tut gut zu laufen. Ich fühle mich wohl in meinen Barfußschuhen. Von weitem höre ich Kirchenglocken. Ein Blick auf die Uhr, 2 min vor. halb 9. Gut den kurzzeitigen Einfall habe ich gleich wieder gestrichen. Gottesdienst schaffe ich nicht. Da komme ich echt zu spät und für die Kollekte keinen Cent dabei. Weiter geht’s. Mit verbundenen Augen würde ich wissen wo ich jetzt bin. Es riecht nach Pferd. Noch kein Pferd ist auf der Koppel.
Letzter Richtungswechsel, Richtung Osten. In der Entfernung sehe ich das Fitnessstudio… und prompt kommt ein Auto und zwei Fitnessfreunde winken. Ich laufe erneut an einem Gewerbegebiet vorbei, interessant wieder was so alles im Graben liegt.diese Kekse scheinen bei Autofahrern beliebt, zwei mal sind die mir nun schon aufgefallen. Weit vorn sehe ich einen Vater mit seinen kleinen Kind und dem Bollerwagen laufen. Das Kind läuft, ist maximal 1 Jahr alt.
Ich grüße kurz und frage ob ich das Foto verwenden darf. Er ist nett und willigt ein und wünscht mir noch einen schönen Tag. Wie nett. Ich fühle mich gut, so ohne große Gedanken an was Bestimmtes.
Langsam komme ich meinem Wohnort näher… die Realität schlägt zu…na da wird morgen was los sein… Rentner an die Macht!
Ein Vater mit seiner Tochter auf dem Rad kommt mir entgegen, es ist 9 Uhr. Er meint sie müssen jetzt aber mal Stoff geben, sonst bekommen sie keine Brötchen mehr beim Bäcker. Das Mädel erzählt irgendetwas von einen zugefrorenen See…
Wieder Bekannte die aus dem Auto winken und ehemalige Verwandschaft mit Auto und Spruch drauf: … auf Achse! Oh man die Tochter ist mittlerweile in der 8. Klasse…!
Im Ort angekommen lass ich nun auch wieder Gedanken zu, die sich um meinen heutigen Tagesablauf befassen. Gut,nach 3 Wochenenden nicht zu Hause, ist echt noch was zu tuen.
Ich treffe mein Patentante mit Hund und Katze, kurzer Schwatz, kurze Streicheleinheit. Es ist 9.10 Uhr, ich denke an nächste Woche. Da habe ich schon 10 min Unterricht in Speyer!
Ich sehe mein Zuhause und jetzt erst einmal ein Tee.
Nach 2.5 h laufen und mein Handy meint, eine Strecke von 9,5 km mit über 15000 Schritten wieder zu Hause angekommen… und da geht noch mehr. Ich sage nur Jakobsweg, vielleicht mit Barfußschuhen…
Habt einen schönen Sonntag!☀